Bevor es mich Anfange der 90er erwischt hat, war eigentlich
alles in Ordnung. Irgendwo bewegte ich mich zwischen Barbie Traumhaus, Ed von
Schleck Eis und dem Guns’n’Roses Einfluss meiner älteren Cousine. Ohne ganz zu
verstehen, warum Axel Rose so enge Hosen anhatte.
Jeder hat wahrscheinlich den einen Augenblick oder Moment
auf dem Weg des Erwachsenwerdens, an den er sich zurück erinnert und leise vor
sich her spricht: „Genau da war ich kein Kind mehr.“
Bei mir war es ein einschneidender Moment, indem ich mich
komplett von Barbiepuppen gelöst habe. Es war der 08.04.1994. Mit dem Tod Kurt
Cobains fing sie an: Meine Pubertät in den neunziger Jahren.
Nachdem ich meine 2unlimited CD gekauft hatte – Ja richtig
gehört- führte mich ein innerer Drang schon sehr früh dazu mich einfach
coolerer Musik zuzuwenden. - Nirvana eben!
In meinem „Ihr könnt mich“- Look, bestehend aus Doc Martens,
an der Seite aufgeschnittenen Levis Jeans, schwarzem Tank Top mit dazu
passendem Karo-Hemd, fühlte ich mich ziemlich cool. Die Lederbänder an Hals so wie am Handgelenk durften auf
keinen Fall fehlen. Doch blieb de Grunge Look nicht für immer, auch wenn ich
mir fast "Kurt 4ever" auf den Unterarm tätowiert hätte, in einem Bonner Bong-Shop
der gleichzeitig diese neuen Piercings anbot. Besser war’s. Stattdessen konnte
ich dutzenden Freundinnen, dabei zu gucken, wie sie ihr Tribal
Tattoo auf dem Rücken oder auch mal an der Leiste bekommen haben. (Eine von
Ihnen betitelte es letztens ganz klassisch als Jugendsünde) Vielleicht sind Tribal Tattoos auch einfach
eine Sünde an sich.
Der Fernseher war Medium Nr. 1 und niemand verabredete sich
mit Handys, geschweige denn Facebook. Jared Leto war unbeschreiblich süß in
seiner Rolle als Jordan Catalano, in der Teenie Kult-Serie „Willkommen im Leben“.
Jeden Sonntag fieberte ich mit Claire Danes, in der Rolle der Angela mit und
hoffte, dass sie bald mit ihrem Schwarm zusammen kommt. Erinnert an den
Liebeschmerz meines eigenen, im zwei Wochen Rhythmus wechselnden Jordan
Catalanos.
Tja inzwischen vergingen ganze Nachmittage mit Viva
Interaktiv, Talk Shows, dem Fresh Prince von Bel Air oder der Nanny, wenn ich
nicht gerade meiner neue Crossover Liebe nachging.
Die SkaterWelle erwischte auch mich, aber anstatt
meine Hufe aufs Board zu schwingen, blieb es bei schmachtender Bewunderung für
die Jungs gepaart mit von mir gespielter Lässigkeit. In der Zwischenzeit standen
die Doc Martens schon länger im Schrank und wurden durch dicke fette Emerica
Skaterschuhe (Airwalks, Vans etc.), -shirts und ein paar handfeste Dickies
getauscht.
Und sowieso waren wir viel zu cool für Techno. Anstatt wie
heute in irgendwelchen Elektroshuppen rumzuhängen, fanden wir Techno ziemlich
uncool. Wir vergruben uns lieber mit alternativer Mucke von Garbage, No Doubt
und Rage against the Machine, weil wir Freizeit-Philosophen ja sowieso viel
tiefsinniger waren als der Rest der Welt.
Trotzdem ließ ich 1997 ab und zu mal ein wenig Sunshine, zur
Loveparade Hochzeit, in mein Herz. Während ich mir einbildete taff durch die
Straßen zu laufen, mit all diesen Augen, die auf mich gerichtet waren. Das war schon
ein Thug Life.
Zum Ende hin verirrte ich mich mehrmals in R’n’B Schuppen.
Während ich mir nicht darüber bewusst war, welche Bedeutung diese Zeit einmal
für mich haben sollte.
Willkommen im Leben habe ich mir vor etwa zwei Jahren auf DVD gekauft und schau sie heute noch ab und an. Ich mag sie immer noch, obwohl ich über viele Dinge heute lachen kann :)
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